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Quelle:

Bundesfinanzhof
Art des Dokuments: Urteil
Datum: 28.07.2021
Aktenzeichen: X R 35/20

Vorinstanz:

FG Hessen
Art des Dokuments: Urteil
Datum: 27.10.2020
Aktenzeichen: 11 K 513/20

Schlagzeile:

Einreichung einer Steuererklärung unmittelbar vor Ablauf der Festsetzungsfrist

Schlagworte:

Ablaufhemmung, Anlaufhemmung, Antrag, Antragsveranlagung, Festsetzungsfrist, Pflichtveranlagung, Revision, Revisionszulassung, Steuererklärung, Steuererstattung, Treu und Glauben, Veranlagung, Verfahrensrecht

Wichtig für:

Steuerberater

Kurzkommentar:

1. Für die Wahrung der Festsetzungsfrist ist gemäß § 169 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 AO derjenige Zeitpunkt maßgeblich, in dem der Steuerbescheid den Bereich der für die Steuerfestsetzung zuständigen Finanzbehörde verlassen hat. Auf den Zeitpunkt, in dem eine Steuererklärung bei der Finanzbehörde eingereicht wurde, kommt es nicht an.

2. Die Abgabe einer gesetzlich vorgeschriebenen Steuer- oder Feststellungserklärung ist nicht als Antrag i.S. des § 171 Abs. 3 AO anzusehen (Bestätigung der ständigen höchstrichterlichen Rechtsprechung). Dies gilt auch dann, wenn in einem Begleitschreiben zu der gesetzlich vorgeschriebenen Steuererklärung von einem "Antrag auf Veranlagung" die Rede ist.

3. Eine Ablaufhemmung nach § 171 Abs. 3a AO tritt nicht ein, wenn der Erlass eines (begünstigenden) Steuerbescheids erst nach Ablauf der Festsetzungsfrist abgelehnt und dieser Ablehnungsbescheid angefochten wird (Bestätigung der höchstrichterlichen Rechtsprechung).

4. Bei einer Antragsveranlagung nach § 46 Abs. 2 Nr. 8 EStG ist die Anlaufhemmung des § 170 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 AO nicht anwendbar, sodass die Festsetzungsfrist gemäß § 170 Abs. 1 AO mit Ablauf des Kalenderjahrs, in dem die Steuer entstanden ist, beginnt.

5. Nach den Grundsätzen von Treu und Glauben kann nicht erwartet werden, dass der Steuerbescheid noch innerhalb der Festsetzungsfrist den Bereich der Finanzbehörde verlässt, wenn die Steuererklärung erst einen Tag vor Ablauf der Festsetzungsfrist beim FA eingereicht wird.

6. Bei einem unteilbaren Streitgegenstand (z.B. dem Einkommensteuerbescheid für einen bestimmten Veranlagungszeitraum) kann die Revisionszulassung nicht auf eine einzelne Rechtsfrage beschränkt werden. In einem solchen Fall kann ein Revisionskläger im Rahmen des von ihm bereits beim FG gestellten Antrags auch solche Rechtsfragen streitig stellen, in denen der die Revision zulassende Spruchkörper keinen Zulassungsgrund gesehen hat.

AO § 169 Abs 1 S 3 Nr 1 , AO § 170 Abs 2 S 1 Nr 1 , AO § 171 Abs 3 , AO § 171 Abs 3a , EStG § 46 Abs 2 Nr 1 , EStG § 46 Abs 2 Nr 8 , FGO § 115 Abs 2 , AO § 149 , AO § 170 Abs 1 , AO § 47 , EStG VZ 2012

Tenor:

Auf die Revision des Beklagten wird das Urteil des Hessischen Finanzgerichts vom 27.10.2020 - 11 K 513/20 aufgehoben.
Die Klage wird abgewiesen.
Die Kosten des gesamten Verfahrens hat der Kläger zu tragen.

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